Montag, 15. März 2010

"es ist so einsam im sattel seit das rad tot ist"

Nun ist fast schon ein Jahr vergangen seit meiner Rueckreise aus dem weit entfernten Suedamerika. Ein knappes Jahr und vieles ist schon wieder wie einst vor meiner Reise, zumindest die alltaeglichen Bedingungen sind zum Teil wieder aehnlich. Dennoch hat sich vieles veraendert. Aber erst mal der Reihe nach, schliesslich hab ich schon lange nicht mehr auf meinem Blog geschrieben, ich wusste auch nicht, ob ich ueberhaupt nochmal einen Post erstelle. Schliesslich ist die Reise schon lange vorbei, aber es ergeben sich regelmaessig Situationen die mich wieder weit weg bringen, zumindest emotional, oder es besuchen mich Freunde die ich in Suedamerika kennengelernt hab.

Jetzt moechte ich dennoch kurz ausholen und das Wesentliche nachtragen, was zur ganzheitlichen Berichterstattung gehoert um diesen Blog doch rund zu machen und vielleicht auch abzuschliessen. Eingewöhnt hab ich mich nach nicht mal ganz 2 Wochen "Loose" im europaeisch-standartisierten Alltag schnell wieder nahe Heidelberg im Hochseilgarten Neckargemuend. Dort verbrachte ich meinen Sommer und arbeitete in einem tollen Team jeden Tag an der frischen Luft. Schoen allein war schon immer das morgendliche entlangpedalen von Neuenheim am Neckar, aufwaerts nach Neckargemuend. Dort vor Ort hab ich vielleicht nach dem ZIVI und der Reise mit eine der schoensten Zeitfenster meines bisherigen Lebens gehabt. Danke Thomas, Danke Michi und Danke an das grandiose Trainerteam.

Der Rike, ebenfalls Trainerin hab ich auch meinen neuen Job im Allgaeu zu verdanken, das passte alles wie "Mahlen nach Zahlen". Und so hiess es nach gut 6 Jahren Abschied nehmen, CIAO Heidelberg..

Neben dem Trainerjob hab ich in meinem ganzen Freizeitstress noch Vorbereitungen treffen muessen um die geplanten Vortraege mit spannenden Berichten und grandiosen Photos zu halten. Losgetreten wurde eine kleine aber feine Vortragsreihe,sie begann in Winterbach in der Kelter, dort kamen ca. 40 Persoen zusammen, dies war auch so kann man sagen die Generalprobe fuer den Vortrag in der Nersinger Gemeindehalle bei ca. 250 Personen. Ich war sehr ueberrascht, habe aber auch damit gerechnet, dass die Halle voll wird und die Stimmung auch gut sein wird. Anbei gilt auch noch grosser Dank an alle freiwilligen Helferinnen und Helfer die Kuchen gebacken, Broetchen gerichtet, Getraenke verkauft, dekoriert, auf- und abgebaut haben usw. Ohne diese grandiose Mithilfe haette ich diesen professionellen Rahmen gar nicht erarbeiten und darbieten koennen. Dank auch an die Gemeinde Nersingen, die die Halle und Technik fuer lau zur Verfuegung gestellt hat. Ein Besonderer Dank gilt aber allen Besuchern und Interessierten die bei freiem Eintritt eine ordentliche Summe gespendet haben. Genauso hab ich mir das vorgstellt und was man sich fest wuenscht geht dann auch in Erfuellung.

Und was folgt einem durchaus erfolgreichen Vortrag in Nersingen? Selbstverstaendlich ein weiterer in Heidelberg, zum Ferienstart in die Sommerferien lud ich damals ins DAI ein. Zu suedamerikanischen Tempereaturen kamen auch dort zahlreich Freunde und Interessierte und haben zu Caipirinha von Katja und Steffen meinen Worten gelauscht. Besonders und einzigartig war die musikalische Untermahlung von Simon, Martin und unserem damaligen franzoesischen Mitbewohner in der Ladenburger, dessen Namen ich schon nicht mehr in Erinnerung hab. Aber es war wirklich gigantisch, auch wenn der Einstieg wie geplant zur Pause nicht stattfand weil die Kapelle auf dem Bano war.. umso schoener war der Ausflug mit Simons Gitarre durch das Salar de Uyuni. Hier sieht man im Vordergrund noch das treue Gefahert von Andi, welches mich so zuverlaessig durch den suedlichen Teil unterhalb des Aequators, eines fuer mich nicht mehr ganz so fremden Kontinents gebracht hat. Nochmal Danke an Andi vom Schaltwerk, ich vermisse das Cratoni...
Gut 130 zahlende Personen kamen bei hochsommerlichen Temperaturen ins DAI, eine handvoll kam spaeter noch mit in die Ladenburger wo wir dann noch mit den Resten uns vollends den Rest gaben und Bier und CAIPI uns im Hof der WG nach einem fuer mich sehr runden Vortrag in unvernuenftigen Massen ins Gesicht drueckten.
Steffen vom Schultes (er macht super CAIPIS) und meine Weggefaehrtin aus La Paz, Katja, die mittlerweile nach laengerem Aufenthalt in SA wieder in Deutschland weilt und mich in Isny zum SkiLAUFEN besucht hat. Fuer mich war dieser Abend gleichzeitig ein Abschiednehmen von "oh du feine", (fast alle wichtigen Freunde kamen) und schliesslich stand zu diesem Datum schon fest, dass ich ab 1.September wieder ins Berufsleben einsteige und einem geregelten Alltag somit wieder eine Struktur habe und das war auch gut so.

Es folgte nahe Tuebingen ein kleiner ausserordentlicher Vortrag bei einer ebenfalls bemerkenswerten Gruppe, dem Lauftreff des Gymnasiums Hechingen, wo kein anderer als mein guter alter Radspezii, der Hr. Schenk der Leithammel war. Bei Lagerfeuer und Sternenhimmel erzaehlte ich von meinen Abenteuern, obgleich ich ebenfalls an denen der Lauftruppe grosses Interesse zeigte und der gesamten Gruppe meinen Respekt zollte. Der Schenk isch halt scho auf Hauptskerle.

Wie oben schon erwaehnt bin ich mittlerweile wieder in der alltaeglichen Arbeitswelt angekommen. Ich arbeite seit dem 1. September in der Naehe von Weiler im Allgaeu in der
Intensivpaedagogischen Lebensgemeinschaft Hammermuehle GmbH.

Nun hat mich nach einem halben Jahr und vielen Pistenkilometern das Fernweh wieder gepackt.
Nachdem mich die VHS-Neu-Ulm fuer einen Vortrag engagiert hat. Im Vorfeld stand dann wieder ein Gespraech mit der Suedwestpresse, ebenfalls zeigte sich die Neu-Ulmer Zeitung interessiert und wollte mehr als nur einen Verantstaltungshinweis drucken. http://www.augsburger-allgemeine.de/Home/Lokales/Neu-Ulm/Lokalnachrichten/Artikel,-Strampeln-fuer-Spenden-_arid,2092837_regid,13_puid,2_pageid,4503.html
Am 11. Maerz hielt ich einen weiteren Vortrag im Pfuhler Museumsstadl.
Besonders gefreut hab ich mich, als ich Frau Reicherter von der Suedwestpresse endlich persoen lich hab kennenlernen duerfen. Schliesslich haben wir doch unbekannterweise viel Kontakt ueber Telefon und Email gehabt und ich glaube es waren doch 7 oder 8 Berichte, die von meinem gesamten Vorhaben in der Presse erschienen.
Liebe Claudia, vielen lieben Dank fuer die grosse Muehe und die tollen Berichte und Bilder die Du zusammengestellt hast und dass Du so lebhaft immer aktuell geschrieben hast. MUITO OBRIGADO.
unter anderem auch hier: http://www.swp.de/ulm/lokales/ulm_neu_ulm/art4329,402370

Wenn wir jetzt nochmal eine kleine Reise zurueck Mitte Februar machen, da gibt es naemlich auch nochmal etwas Besonderes zu berichten. Die Giovane-Elber-Stiftung lud ein zur Pressekonferenz bzgl. der anstehenden Stiftungs-Gala-Feier am 07. Mai in Waiblingen. Mit von der Partie war natuerlich Elber selbst auch. Ein herzlicher Moment ihn wieder zu sehn und er hat sich glaub ich mehr gefreut als ein Kind ueber Geburtstag und Weihnachten zusammen, dass wir uns wiedersehn. Etwas geruehrt war ich dann auch, als er mein Abenteuer inhaltlich der Pressekonferenz erwaehnte. Ich uebergab ihm anschliessend einen Scheck mit den ersten ersammelten 5000 Euro. Es sind schon einige mehr, sogar schon ueber 6000 Euro, aber dieser Betrag hoerte sich eben rund an und es folgt ja auch noch ein kleiner Nachtrag.


Es ist insofern immer wieder ein Erlebnis Elber zu treffen, da er ein Mensch ist, der bodenstaendig und unter dem ganzen Starrummel "normal" geblieben ist. Er nimmt sich gerne Zeit fuer die Menschen, welche sich wie er selbst fuer das Projekt, die Giovane-Elber-Stiftung einsetzten und somit eben ein gewisses Grundrecht fuer die Favelakinder hart erarbeiten, naemlich das Recht auf Bildung. Den Kindern eine Chance geben, ein anstaendiges Leben leben zu koennen, etwas fuers Leben zu Lernen um selbstverantwortlich und bewusst zu handeln. Viele Kinder nutzen die Chance die durch diese Stiftung gegeben wird und darauf koennen alle, die viel Zeit und ehrenamtliche Arbeit investieren sehr stolz sein.

Ich selbst habe noch keine weitere Tour geplant, aber es reizt und wie schon in der Presse angekuendigt wurde gibt es da vielleicht eine Fortsetzung im Jahr 2014, wenn in Brasilien die Weltmeisterschaft ausgetragen wird und Deutschland als Titelverteidiger dorthinreist, vielleicht bin ich dann schon laengst dort, oder mache Pause nach den ersten 5000 km bevor ich meine Radltour fortsetze, wer weiss...

to be continued..--



Freitag, 24. April 2009

..ich bin wieder hier..

Am Dienstag den 21.04.09 bin ich nach ungefaehr 2976 Stunden permanent auf der Suedhalbkugel (nicht in Chamonix) wieder gut und sicher in Frankfurt angekommen. Exakt um 14.41 h landete "The Red Magic Carpet" sicher auf dem Rollfeld. Gute 24 Stunden war ich zu diesem Zeitpunkt unterwegs. Im Flieger selbst machte ich kein Auge zu, stattdessen schaute ich mir einem Film nach dem anderen an. Eine gewisse Erleichterung machte sich dann spuerbar breit, als ich mit Gepaeck und Radkarton (das gab es noch nie, quasi komplett) Richtung Ausgang, an dem Drogenrex vorbei rollte. In den naechsten Sekunden sollte ich das erste bekannte Gesicht erblicken. Und da war er auch schon, Heiko meine treue Seele kam zuverlaessig aber ohne Buechsenbier.
In der Ladenburger gab es dann ein weiteres Wiedersehen mit Fr. Dr. med. Heger, einfach schoen. Spaeter traf man sich am Philosophenweg bei Heiko zum Grillen/Lagerfeuer. Schon irre, denke ich ein paar Stunden zurueck, da sass ich noch bei Laudiceia in kurzer Hose und T-Shirt auf dem Balkon und ueberlickte Londrina, hier und jetzt sah ich ueber Neuenheim, Handschuhsheim und auf der anderen Neckarseite Bergheim. Wenigstens am Lagerfeuer war es angenehm warm. Dort sass ich mit Heiko, Dr. med. Heger, dem Hausbammler, e, Frau W. mit meinem Hund, Isa und Zombie (Danke fuer den leckeren Salat) und sehr gefreut hab ich mich noch als Johanna und Andi und spaet naechtens Petra ueberraschend hinzukam. Mit dem Bammler sass ich dann noch bis die Voegel wieder zu zwitschern begannen, erst dann haben wir uns von der Lagerfeuerathmosphaere trennen koennen. Ein schoener erster Tag.
Am Mittwoch ist die Mitte der Woche und da kommt der Sims nach Hause. Bis 10.30 h war ich krank und lag mit "Koerper" im Gaestebett der Ladenburger, vor kam es mir aber wie in Peru. Am naechsten Morgen war der Grund der Rueckenschmerzen schnell erkannt, der Lattenrost war lueckenhaft. Aber eine garantiert warme Dusche und ein Kaffee brachte mich fast in Form.

Etwas verpaetet fuhr dann der IC im Heidelberger Hauptbahnhof ab und brachte mich in knapp 2 Stunden nach Ulm. Waehrend der Fahrt schmoeckerte ich in einer Sueddeutschen. In Ulm um Ulm und um Ulm herum wurde ich dann von meiner Familie und Katarina am Bahnhof herzlich in Empfang genommen. Am Bahnhofsimbiss war dann der erste Leberkaessemmel faellig. Das Wetter war ueberraschend gut, so spazierten wir noch an der Donau entlang und gemuetlich durch die Stadt.

Fuer 7.30 pm war Essen in Neu-Ulm geplant. Mit Chris und Katarina fuhr ich dann Richtung, komisch, Industriegebiet, fahren wir zum Hirsch nach Finningen, ne oder, keine Ahnung, irgendwie war ich auch nich in der Lage zu denken. Als wir aber dann Richtung Mahatma abbogen daemmerte es mir und und UND? Steht da nicht das ein oder andere bekannte Auto. Steht da nicht Philippe vor der Tuer, auch Sieglinde und Frieder haben sich fuer mich sehr ueberraschend eingefunden. Aber was erwartet mich drinnen? 5,4,3,2,1 los, rein, ueberraschen lassen. Ich war schlicht und einfach ueberwaeltigt. Das was sich jetzt ereignete, liebe Amigos, damit hab ich nicht gerechnet, das hat mich aus den Socken gehaun. Beim ersten Blick in die grosse Runde bekam ich ein Ganzkoerpergaensekleid. Erst mal alle ganz ganz fest druecken, das ein oder andere Traenchen kullern lassen und dann nochmal alle durchdruecken. Vielen Dank fuer diesen fantastischen Empfang.

Die erste Ley-Leberkaessemmel

Nachdem ich mich ordentlich gestaerkt und ein paar Freiheitsschorle getrunken hab hielt ich eine kleine spontane und vor allem sehr emotionale Rede. Auch wenn ich nicht der Mann der groessen Worte sondern eher der Taten bin. Ein kurzes Resume der doch sehr turbulenten, ereignisreichen, von Erfahrungen gepraegten vergangenen 4 Monate, die sich tief in meine Radlerseele eingepraegt haben. Es war ein sehr schoener Abend an den ich mich genauso gut und lange erinnern werde wie an die Hoehepunkte aber auch Tiefpunkte meine Radtour. Vielen lieben Dank an alle die da waren, dich mich willkommen geheissen haben und mich waehrend meiner Reise auf meinem Blog verfolgt haben, fleissig Kommentare geschrieben haben (gell Dani EF). Ein Abend der irgendwie von Ueberraschungen nicht satt wurde. Es ist schoen wieder hier zu sein, bei euch, im Kreise besonderer Menschen,

Danke Freunde

Tanja, Christina, Marina, Alex, Melli, Dani, Nadine, Sieglinde, Ute, Jan, Mumpitz, Pate, Johannes, Bugge, Elle, Itzi, Andi, Markus, Anderle, Benni, Marc, Philippe, Frieder..

Danke Familie


Danke Katarina

Freitag, 17. April 2009

Soame y Escola Oficina Pestalozzi

Meine letzte Woche in Brasilien war heiss und sehr abwechslungsreich. Segunda-Feira und Terza-Feira verbrachte ich in Rolândiá. Dort wurde ich herzlich von Maria Luisa und Anja empfangen. Ein Fahrer des Buergermeisters hat mich abgeholt, uiuiui.. Maria Luisa hat ein aehnliches Projekt wie Elber in Londrina 2001 in Rolândiá ins Leben gerufen. Kinder aus den aermlichen Favelasiedlungen koennen dort neben dem Pflichtschulbesuch SOAME besuchen. Dort gibt es verschiedene Angebote, ab 2 Jahren sind die Crinaças schon bei SOAME. Es gibt insgesamt 4 Haeuser, durchnummeriert, SOAME 1 bis 4. Das groesste ist SOAME 1, dort ist wie ueberall Ganztagesbetrieb. Im Einser sind die groesseren Kinder ab ca. 8 Jahre. Im Stundenplan sind verschiedene Aktivitaeten festgehalten. Neben Capoeira wird Samba getanzt, es auch gibt Floetenunterricht, Nachhilfe in verschiedenen Faechern und Handarbeiten verschiedenster Art und Weise. Gemeinsam mit Anja hab ich den Tag in SOAME 2, nach einen reichhaltigen Fruehstueck bei Maria Luisa begonnen. Zuerst wurde fuer mich ein Liedchen gesungen, dann zeigten die kleinen Zwetschgen ihr bestes Capoeira. Anschliessend wurde getrennt, die ganz Kleinen malten mit Fingerfarbe Boote, auf denen Indianer ueber das Meer schiffen, viel Farbe bekamen auch die Kleider und Haare ab. Spaeter nach dem Mittagessen legten wir die Kakkbrazzn schlafen was gar nicht so einfach war und sind dann mit dem Bici ins SOAME 1 gefahren. Dort hatten die Aeltern gerade zu Mittag gespeist und dann gab es eine sehr professionelle Capoeiravorfuehrung, selbst ich bin in den Kreis und gab mein bestes, mit den Stoecken tat ich mich noch etwas schwer aber es hat riesigen Spass gemacht. Anschliessend wurde Samba getanzt. Mit einer Trommel ausgestattet hab ich fleissig im Rhythmus mitgeschlegelt, sogar sehr talentiert. Fuer Rio reicht es zwar nicht, aber mit ein bisschen Uebung, wer weiss.. Mit Rossana der Direktorin und Psychologin unterhielt ich mich noch ueber das Projekt, dann kam das Taxi und es ging zurueck nach Londrina. Dir liebe Anja noch mal lieben Dank fuer Zeit und Gesellschaft, viel Spass, Ausdauer und Freude in Rolâdiá, alles Gute und Liebe..

Am Quinta-Feira ging es dann wieder in die Escola Oficina Pestalozzi. Mit dem Bici durch die etwas unsichere Gegend. Cleber, der Hausmeister oeffnete das Tor und Juhu, endlich wieder hier. Es war normaler Betrieb, heute stand auf dem Stundenplan: Informatikunterricht, Basteln, Sport in Form von Fussball Tanz und Capoeira.
Ueberall steckte ich neugierig meine Nase hinein, interessierte Fragen der Kinder blieben nicht aus und zumeist konnte man sich auch zufriedenstellend unterhalten. Als ich dann die Ritschratsch zum fotografieren zueckte wurde es unruhig, ein jedes Kind wollte sich positionieren und mit Kunstwerk abgelichtet werden. Das brachte etwas Chaos in den Unterricht..Upps..
Zwischenzeitlich hab ich in der Kueche ausgeholfen um fuer die hungrigen und durstigen Maeuler den Pausentee in die Blechtassen zu giessen und Buttersemmeln zu schmieren. Puenktlich zum Gong traten die Kinder in die Kantine ein und ein jedes bekam einen Semmel und eine Tasse Tee.
Gestaerkt vom kleinen Pausensnack trat ich dann noch zum Abschiedsspiel an. Nun ja, meine Zweikampfbilanz: in der Luft hab ich nahezu jeden fuer mich entscheiden koennen... dort wo aber Fussball passiert, hier auf Beton, da sah ich ganz schoen alt aus.. Die kleinen Kakas und Adrianos zauberten und spielten einen grandiosen Fussball, da konnte ich als alter Kohler kaum was ausrichten. Wichtig war aber, dass Tore gefallen sind und dass jeder Menge, auf beiden Seiten, schliesslich ging es ungefaehr 17 - 17 aus, da spielte es dann auch keine grosse Rolle mehr, dass ich einen Siebenmeter verschoss..
Schlussendlich wurden mir noch von Helena und Christina Geschenke und Briefe fuer die Pateneltern aus Deutschland ueberreicht. Ein letztes Laecheln, ein letztes mal winkewinke, tschuess, tschau, servus, ate mais. Wer weiss, wann wir uns wiedersehen, vielleicht seid ihr dann schon ein paar Jahre aelter, ich hoffe, dass alle die Schule beenden und nicht von den Eltern zum Muell sammeln auf die Strasse geschickt werden. Ein Stueck weit kann die Schule den den Weg der Kinder beeinflussen und verfolgen, nachfragen wenn die Kinder nicht mehr kommen und vielleicht auch Antwort erhalten. Aber irgendwann werden die die Kinder erwachsen und gehen ihren eigenen Weg und ich hoffe nur, dass sie nicht in irgendeine Drogengang gelangen oder als "Kind" noch schwanger werden oder sonst irgendwas passiert....
Hier und jetzt moechte ich mich sehr herzlich bei Laudiceia, der 4 Sterne-Koechin bedanken. (Selbst wird Sie es nicht lesen, aber ich mach mir jetzt schon vor Lachen in die Hosen, wenn ich dran denk, wie ich es ihr nachher erklaer).In der Zeit vor meiner Benefizradtour hab ich gemeinsam mit Katarina bei ihr gewohnt. Als ich wieder in Londrina angekommen bin wurde ich wie ein "Sohn" empfangen. Gemeinsam haben wir viel gelacht, Einkaeufe erledigt, leckere Mahlzeiten verdrueckt und immer wieder gelacht und versucht uns zu unterhalten. Abends nach reichhaltigem Essen, es stehen mindestens 4 Toepfe auf dem Tisch, liegen wir mit dicken Baeuchen auf dem Sofa und schauen Novella oder Fussball.. Ich weiss jetzt schon, dass ich am Montag wieder Rotz und Wasser heulen werd, wenn ich mich das zweite mal fuer wahrscheinlich laenger von ihr verabschieden werde.


Hier ist der entgueltige Kilometerstand

(Start war bei 7291 km)


ate mais

ali kamel

Samstag, 11. April 2009

Londrina, Parana, Brasil

In Santa Cruz habe ich 2 heisse Moskito-Tage verbracht. Die Stadt laesst Interessantes und Sehenswuerdigkeiten vermissen. Umso erfreuter war ich, als ich am Samstagmittag von Lena, einer freiwilligen Mitarbeiterin aus Deutschland empfangen wurde und sie mich ueber ihre Arbeit informiert hat. Zuerst war ich aber noch begeisterter Besucher des ersten 1. Theaterfestivals in einer grossen Don-Bosco-Einrichtung fuer Strassenkinder. Nachdem die Chefmechaniker (links) mein Rad inspiziert haben und das Ruecklicht noch richtig verbogen wurde sind wir auf suedamerikanische Art ins Zentrum gerollt. Dort zeigte mir Lena das Haus Techo Pinardi. Das erinnerte mich architektonisch grob an das Basket II in Leimen. Allerdings ist das Konzept anders. Hier koennen die Strassenkinder abends ab 18.00 h rein, die Eingangstuere ist verschlossen, aber wer brav klopft und die Nase nicht noch in der Klebertuete stecken hat darf eintreten. Die Strassenkinder haben hier die Moeglichkeit sich zu waschen, Kleider zu saeubern und bekommen eine warme Mahlzeit. Lange haben wir uns ausgetauscht und waehrend dessen hab ich den typischen Umgangston und das alltaegliche Verhalten mitbekommen. Im Vergleich zu meiner letzten Arbeit in Sinsheim geht es hier richtig ruppig zur Sache. Ein Unterschied wie Tag und Nacht. Die Burschen schonen sich in keinster Weise, Meinungsunterschiede werden ausgeschwitzt.. Ehrlichgesagt moechte ich keinem dieser kleinen Gangster nachts auf der Strasse begegnen.

Am Sonntag ging es dann weiter, nicht mit dem Rad sondern per Bus nach Quijarro, ein kleiner Ort an der bolivinanisch-brasilianischen Grenze. Mittags um 12.00 h musste ich mein treues Rad abgeben. Dann noch die Zeit bis 17.00 h totschlagen. Shopping, ich hab mir eine neue Sonnenbrille fuer 20 Bs gekauft, mittlerweile ist sie schon wieder kaputt. In Bahnhofsnaehe hab ich ein Internetcafé gefunden wo ich dann geskypt hab und die Bilder aktualisierte.
Dann ging es los, nach dem 4.ten Versuch ist der Bus endlich angesprungen. Mein Cratoni wurde aufs Dach gebunden und ich fand auf einem kaugummiverschmierten unbequemen Sessel mit etwas Beinfreihheit Platz. Die Fahrt war die absolute Horrorshow.. 15 Stunden waren wir unterwegs. Die erste Stunde noch auf Asphalt. Dann kam Trocha, Erdstrasse und der Regen der einsetzte verwandelte die Ruettelpiste in eine schlammige fast nicht passierbare Seifenbahn. Da an Schlaf ueberhaupt nicht zu denken war lies ich mich vom offenen Fenster mit Blick auf Gewitter unterhalten. Oft nahmen wir Pisten durch den Dschungel, da die Route von steckengebliebenen LKW´s oder schraeghaengenden Bussen blockiert wurde. Ich hatte das Gefuehl, hier drehen sie Jurassic Park 4 und in jedem Moment beisst ein riesen Dinosaurier uns das Dach ab, verschluckt sich am Cratoni und laesst uns mit Wuergereiz passieren. Meinem adipoesen Sitznachbar schien dies gar nicht zu stoeren und so schnarchte er vor sich hin und schwitze mich voll. Aber man ist mittlerweile schon so einiges gewohnt. Irgendwann um 5 am bin ich dann doch noch vor Erschoepfung eingenickt. Um 8 am sind wir dann wie erwartet in einem absolut stinkenden Dreckskaff angekommen. Allein der Gestank am Terminal verbog mir das Riechorgan. Muell, Urin, Kadaver und mittendrin fruehstuecken die Dorfbewohner und grinsten und prosteten uns mit lueckenhaften Gebiss und Faustbrause zu als wir schwungvoll ums Eck bogen.
Ehrlichgesagt hab ich die Schnauze von Bolivien so was von gestrichen voll. Noch schnell den letzten Lappen ausgegeben und dann nichts wie ueber die Grenze. Die Dorfpatrouille zum Morgen noch herzlich schnell gegruesst, mit dem Zoellner noch einen Schwatz bis zum Oeffnen des Migrationsbueros gehalten und um ihn bei Laune zu halten bot ich ihm eine Cigarro an und schon waren wir beste Freunde.. Hoffentlich verliere ich nicht zuviel Zeit an der Grenze. Das Thermometer steigt schon wieder unertraeglich hoch. So richtig wussten die Burschen nicht was sie mit meinem Passport anfangen sollten. Vom 5-Minuten in der Hand halten und in die Ecke starren fliegt der Stempel nicht von allein auf Seite 4. Seelenruhig legt er den Pass in eine Schublade und verabschiedet sich erst mal auf einen Kaffee. Dann kommt er wieder, stempelt und freundlich nehm ich meinen Pass entgegen. Dann ist es endlich soweit. Welcome back Brasil.

In Corumba musste ich die Policia Federal suchen. Bloederweise stemplt man in Brasilien nicht an der Grenze sondern diesmal am Busbahnhof, sehr witzig und nicht nachvollziehbar. Nun musste ich mich wieder auf portugiesich einstellen, verstanden hab ich erst mal ueberhaupt nix.
Ich war einfach nur kaputt und muede, alles klebte und igitt... Froh, sogar sehr froh war ich, als mir ein Mann mit Englischkenntissen zu einem Busticket nach Londrina verhalf. JUHU. Ich hatte noch eine knappe Stunde Zeit, erst mal fruehstuecken.. Kaffee con leiche, frischgepressten Orangensaft und ein Coxinha. Puenktlich fuhr der klimatisierte Bus ab und ich nahm den wohlverdienten Schlaf in Angriff. Abends erreichten wir Campo Grande. Nocheinmal ausladen, kurz mit Elber telefoniert, warten, warten, warten, langweilen, langweilen, langweilen, einladen und schlussendlich ging es um 23.20 h weiter nach Londrina. Dort bin ich dann einigermassen ausgeschlafen um 8 am morgens angekommen. Das letzte Mal zog ich das Cratoni mit samt Taschen aus dem Bauch des Blechtransporters und steuerte Richtung Casa von Laudiceia die mich schon erwartete.
Ich bin zurueck in Londrina, Parana, Brasil,.. gesund mit Hab und Gut, wie ich es mir gewuenscht hab. So ganz glauben kann ich es noch nicht. Eine der ersten Fragen, welche Laudiceia gestellt hat, ob ich nicht ueberfallen wurde? Unsere Kommunikation ist sehr lustig, es gleicht eher einer pantomimischen Bestleistung und wenn wir zu Ende getanzt haben lachen wir uns halb tot. Ich hab noch nie eine so lustige Frau wie sie kennengelernt, stundenlang koennte ich mit ihr Zeit verbringen und trotz Sprachhuerde kommunizieren wir andauernd. Sie ist so herzlich.
Sehr gefreut hab ich mich als Elber kam und wir gemeinsam auf die Expo (Messe fuer Agrar, Rinderzucht, Maschinen usw.) gegangen sind. Nachmittags haben wir dann bei ihm das zweite Desaster der Pppayern nach 1999 in Barcelona angeschaut..
Naechste Woche werde ich noch nach Rolandia. Dort gibt es ein weiteres Projekt, welches von den Tigre Vermelho aus Deutschland unterstuetzt wird. Ebenfalls werde ich noch die Escola oficina Pestalozzi besuchen und Postbote und Fotograf spielen. Ich werde die letzten Tage in Londrina geniessen, bei hervorragender Kueche von Laudiceia und unertraeglich heissen Temperaturen. Und he Hausbammler, noch 10 Mal schlafen..
Ich moechte mich bedanken fuer all die Spenden die eingegangen sind.
DANKE
Als ich die Tage mit dem Rad durchs Favela bin hab ich wieder gesehen, wie notwendig Hilfe hier ist. Vielen Dank an alle die sich bisher angesprochen gefuehlt haben. Ich garantiere, dass jeder einzelne Cent, der gespendet wurde hier ankommt und kein Cent fuer Verwaltungskosten verwendet wird.
Weitere Spenden sind herzlich willkommen.
Im naechsten Update werde ich ein Foto meines Gesamtkilometerstands veroeffentlichen. Dann duerfen die froehlichen Spender, welche pro gefahrenen Kilometer einen Betrag zugesagt haben ueberweisen.

Freitag, 3. April 2009

viva bolivia caracho

In La Paz hab ich soviel erlebt, .. ich muesste schon nachsitzen, um alles euch mitzuteilen..Aber ich plane ja auch verschiedene Praesentationen, also halte ich auch noch etwas Spannung.
Leider hab ich nicht die Zeit und vorweg, das Internet in Santa Cruz, der Drogenhauptstadt Boliviens ist euch nicht gerade das schnellste, USB-Anschluss=Fehlanzeige..

Von La Paz aus existiert die most dangerous road, die camina de la muerte vom Pass La Cumbre (4630 masl) stuerzt man quasi ab und findest sich in den Yungas wieder. Ich hab es mir natuerlich nicht nehmen lassen, diese sensationelle, einzigartige Strasse zu fahren. Hin und her hab ich ueberlegt und schliesslich entschieden, das nicht ganz alleine zu radeln. Also bin ich zu einer Agency und wir haben einen guten Deal gemacht. Da ich mein eigenes Rad hab wollte ich es auch runterreiten, fuer less versteht sich. Das einzige was ich brauchte war ein Transport zum Pass und zurueck. Fuer einen Spottpreis war ich dabei, genial.
Am Montag ging es dann los. Start am Pass war um 10 am, dann ging es die ersten knapp 20 km auf einer asphaltierten Piste down. Dann folge der spannende Teil. Durch alle Klimazonen der Welt ging es auf einer ausgelutschten nah am Abhang haengenden Schotterpiste runter. AM Wegrand stand so manches Kreuz, hoppla. Teilweise von Erdrutsch und ueberquerenden Fluessen sowie von herabstuerzenden Wasserfaellen wurden wir gefordert. Bei Tragepassagen bin ich bis zu den Knien im Schlamm eingesunken.Der Anbieter Vertigo hat die Teilnehmer mit Fullies ausgestattet, spaetestens nach der halben Strecke waere ich auch um eine Federgabel (vorne) froh gewesen. Mich hat es sowas von durchgeschuettelt. Nachmittags um 3 pm sind wir dann unten angekommen, ich war gottfroh, wieder mal alles gut gegangen, kein Sturz, keine Platte, alles gut und ganz..

Am Dienstagabend bin ich dann mit Ireen und den Guides von Vertigo ins Nachtleben abgestuerzt. In eine erstmal sehr seltsame, typisch, bolivianische Discoteca sind wir gefuehrt worden. Zu traumhaften Preisen wurden wir mit Erfrischungsgetraenken versorgt. Als einzige Gringos fielen wir auf, wurden von den Einheimischen zum Bier eingeladen, Tanz aufgefordert und fotografiert. Verdammt lustig.Am Mittwoch war es dann soweit. Mich hat es vor Spannung fast verrissen. Laenderspiel, Bolivien empfaengt im Estadio Hernando Siles den grossen Favoriten Argentinien. Zu viert sind wir rechtzeitig zum Stadion gepilgert. Das Polizeiaufgebot war enorm. Vormittags hab ich noch mit einem bolivianischen Trikotkauf Partei ergriffen. Verfolgt von amuesierten Blicken suchten wir unsere Plaetze in der Li Li Li Gegengerade auf. Das erste was ich auf dem Platz gesucht und gefunden habe war El Diego, kleines dickes Maradonna. Mit verschraenkten Armen beobachtete er Messi, Tevez und Co beim aufwaermen. Das Stadion war fast ausverkauft, die Stimmung sensationell. Die Gauchobox auf der Gegengerade reiste mit starkgeschwellte Brust hochmuetig an. So klang es vor dem Anpfiff.
Puenktlich um 15:30 wurde die Partie angepfiffen. Sehr ueberrascht war ich von Beginn an von den Bolivianern. Kombinationsfussball, Kurspassspiel ala Finke, Spitze, Hacke, 1,2,3, alles wurde geboten. Sie machten Druck von der ersten Minute, verloren fast keinen Zweikampf, kaempften wie Loewen und liefen wie Gazellen. 1:0, wow, dann der Ausgleich, Torwartfehler, Elfmeter 2:1, vor der Halbzeit sogar noch das 3:1. Dann folgte die 2. Spielzeit, bei Backofenhitze spulten die Cocachicos das selbe kraftraubende Programm ab, erzielten weitere 3 Tore und Demichelis und der Rest der Gauchodefensive sahen alt aus. Ganz Bolivien lachte ueber die grosse Fussballnation und den Fidelamigo.. War das ein Fussballfest, ein einmaliges Erlebnis. Wir feierten anschliessend noch in der Lokibar und im Adventure Brew Hostel..Am Donnertagabend fuhr ich dann mit dem Bus nach Santa Cruz de la Sierra. Start war um 6 pm. Natuerlich blieb die Ueberraschung nicht aus. Ich war etwas spaet dran, schob meinen Schwertransporter Richtung Terminal von Trans. Cobacabana, der Busfirma. Am liebsten wuerde ich das Rad selbst einladen. Ein Abzocker hat Lunte gerochen und dann ging die heisse Diskussion am Terminal los. 200 Bolivianos wollte er mir abnehmen. Jetzt ging es drum, den Preis runterzuhandeln, ich hab das blaue vom Himmel runtergelogen, erklaert, dass in keinem andern Land der Preis so hoch war und so weiter und so fort.. Nach 10 Minuten wurde ich schliesslich nur noch um 150 Bs verarscht,. Schlussendlich hatte ich keine Chance. Etwas angenervt verlade ich mein Rad, schliesse die Taschen mit Rad ab und nehme meinen Cama-platz ein. Die Fahrt ueber dauert sehr lange, der verranzte Bus ist gluecklicherweise ganz komfortabel.
Heute um 11 am bin ich in Santa Cruz angekommen, hab ein Platz in einem ganz ordentlichen Hotel gefunden und werde nun einen Plan fuer die verbleibende Zeit in Bolivien und Brasilien schmieden. Lange werde ich mich nicht mehr hier auf der Suedhalbkugel vergnuegen.
Ich freue mich jetzt schon sehr auf ein Wiedersehen mit Katarina, Familie, Freunde in Heidelberg, Ulm und ueberall. Sehr auch auf die kommende Saison im Hochseilgarten in Neckargemuend, Thomas und alle Gaertner/innen seit lieb gegruesst....

hasta pronto

m.j. gallone

Dienstag, 31. März 2009

Lago Titicaca, La Paz, ...................................

Nach aufregenden Tagen in Cusco und Machu Picchu bin ich, wie auch sonst, abenteuerlich mit dem Bus von Cusco nach Puno gefahren. Das Fahrrad hab ich selbst verladen, ohne Probleme. Wir mussten eine Megaumleitung fahren, mein Name ist Hase, ich weiss von nichts. Bauern und Anwohner des Valleys haben die Strasse blockiert. Grund: Umweltverschutzung.. Die einzige Strasse, auf der die fetten Europaeer und Amis gemuetlich mit Bussen aus der Vorkriegszeit von Haustuer zu Haustuer transportiert werden war nicht passierbar. Das hat mir keiner gesagt, verstanden haett ich es eh nicht und so wurde aus der eigentlichen 6 Stundenbusfahrt eine Horrorfahrt von ueber 12 Stunden ueber Strassen wo sich der holprige Asphalt nach und nach aufloeste. Steile Serpentienen hoch und runter, unser eigentlich recht neuer Mercedes-Marco-Polo-Coach hatte zusaetzlich noch arge Probleme mit dem Getriebe. Gluecklicherweise hat mich das ueberhaupt nicht gestoert, ich hatte nette Sitznachbarn aus Slowenien, Peru und Deutschelande. Darko hat mich mit Kaesesandwich und Ballentines verwoehnt, Timo, ein Deutsch-Hollaender der Lehrer in Lima ist, reiste mit Freundin durchs Land. Wir haben uns sehr angeregt ueber Land, Leute und Kultur, vor allem aber ueber die Ungerechtigkeit, zwischen arm und reich unterhalten. So konnte ich auch die Strassenblockade verstehen und fand es sogar gut, dass sich die Unterdrueckten, quasi die unterste Kaste wehrt und zeigt, dass es so nicht geht. Warum duerfen die belaestigten Anwohner nicht ein kleines Stueck von der grossen Machu Picchu-Torte abhaben¿

In Puno sind wir dann schlussendlich um 9 pm statt 2 pm angekommen. Fuer 10 Soles pro Nase (2,50 €) hat Timo fuer uns 3 eine Unterkunft gefunden. Da fiel der Groschen, ich will gar nicht wissen, wie oft die Einheimischen mich abgezockt haben, Gringopreise hab ich fuer Essen und Uebernachtung bisher bezahlt. Tja, was soll man ohne grosse Sprachkenntnisse auch ausrichten, schliesslich handelte es sich aber nur um geringe Eurobetraege die ich mehr bezahlt hab, ich kanns verschmerzen, aergern tuts mich trotzdem. Gemeinsam waren wir abends noch eine Pizza essen, nachdem wir den ganzen Tag im Bus sassen und uns mit Bananen und Keksen versorgten.

Am naechsten Morgen war es wieder mal soweit, alle Taschen ans Rad, fertig, los. Nach langem durfte ich mal wieder einen guten Kaffee und 4 Schokocrossaints zum Fruehstueck geniessen. Auf dem Markt in Puno hab ich meine alte TNF Hose, welche bei dem vielen Trekken sehr gelitten hat, flicken lassen. Fuer umgerechntet 38 Cent. Das sind Preise,..
Von Puno ging es dann immer entlang am Titicacasee. Ich kann mir obwohl ich das ganze suedliche Ufer abgefahren bin immer noch nicht die Dimension ausmalen. Der Titicacasee ist Suedamerikas größter See mit einer Fläche von 8.288 Quadratkilometern ist er fast 13-mal so groß wie der Bodensee. Er befindet sich auf dem Altiplano, der Hochebene der Anden; der westliche Teil des Sees gehört zu Peru, der östliche zu Bolivien. Der Titicaca-See ist das höchstgelegene kommerziell schiffbare Gewässer der Erde. Er liegt auf einer Höhe von 3810 m über dem Meeresspiegel, ist 194 km lang und 65 km breit und hat eine mittlere Tiefe von 140 bis 180 m und eine maximale Tiefe von 280 m. Mehr als 25 Fluesse fließen in den Titicaca-See. Es gibt eine Vielzahl großer und kleiner Inseln, von denen einige Relikte der Inka-Kultur beherbergen, z.B. die Isla de Sol.Das ufernahe Radeln war teilweise lebensgefaehrlich. Bevor man bremst wird erst mal laut und lang gehupt, ob bei Ueberholvorgaengen oder beim Einfahren von Ortschaften. Ungluecklicherweise hatte sich ein kleiner Metallspan in meinen hinteren Reifen gebohrt, Platte.
Am Strassenrand musste ich schnell flicken, ein entgegenkommender Micro hat sich den Spass erlaubt und ist ungefaehr einen halben Meter an mir mit 80 oder mehr Sachen vorbeigerauscht. So ein Arschloch, der naechstbeste Stein flog hinterher, hat leider nicht gereicht.
In Ilave angekommen war irgendeine andere Protestaktion, die Stimmung war geladen, schnell 2 Empanadas ins Gesicht gedrueckt und weiter. In Juli machte ich nach 90 km Rast. Ich war fix und foxi. Beim umherschweifen und auf der Suche nach etwas zum Beissen musste ich feststellen, dass es im ganzen Kaff nur Pollo gibt. Spaet hab ich noch eine Truchastube gefunden. Neuer Tag, neues Glueck. Eine kurze Etappe nach Copacabana hab ich mir vorgenommen. Als ich 60 km spaeter ankam fluechtete ich nach einem Buechertausch hurtig weiter. So ein ekliges Nest. Der ganze Strand war vermuellt, Reinigungsdienste = Fehlanzeige. Die Lust auf die Isla de Sol ist mir vergangen, hier bleib ich nicht und so machte ich mich nach einer weiteren Trucha auf den Weg, hoch, einen der letzten Paesse. Gut 4100 masl macht der Tiquina-Pass aus. Als ich abends in San Pedro de Tiquina ankam setzte mich eine Faehre mit einem schwaechlichen Aussenborder die 800 m zum Nordufer des Popokaka-Sees ueber. Unglaublich, die setzen da ganze Reisebusse und Trucks ueber. In San Pablo de Tiquina fand ich dann fuer 1,50 € ein Strohbett und fuehlte mich wohl in meiner Krippe.Dann war die Zeit gekommen Peru zu verlassen. Ab nach Bolivien, La Paz war das Tagesendziel. Der Grenzuebergang war voellig unkompliziert, keine wollte was von meinen hochheiligen Fahrradpapieren wissen, Hosen durfte ich anbehalten und Bananen hab ich auch noch geschmuggelt. Die Touristenkarte hab ich nur halb ausgefuellt, hat den mit schweren Goldketten behangenen Beamten ueberhaupt nicht interessiert und schwuppdiewupp war ich in Bolivien.
Was ich sofort feststellen musste, die Amigos fahren noch schlimmer als die Peruaner. Strassenreinigung existiert ebenso wenig wie Orts- oder Strassenschilder. Wenn mal ein Schild stand dann war die Info eh falsch. Wenigstens war die Strasse einigermassen in Ordnung, dass in manchen Ortschaften die Kanalisationsdeckel fehlten war gefaehrlich. Schnell noch bei einer Militaerparade verbotenerweise ein paar Fotos geschossen undschon flog ich quasi in Richtung La Paz. Nach einer ordentlichen Tagesetappe musste ich mich erst noch durch das Verkehrschaos von El Alto kaempfen, netterweise schob mich ein Bus auf ein Auto, da ist mir der Effe rausgerutscht. Mit einem unglaublichen Blick in den Talkessel, wo La Paz liegt bin ich mehrere Hundert Meter abwaerts in die Metropole, ins Herz von Bolivien reingerauscht.
Seit Samstag bin ich nun in La Paz, eine aufregende Stadt. Ich bin im Adventure Brew Hostel untergekommen. Viele Traveller aus der ganzen Welt sind dort, es ist lebendig und jeden Tag bin ich mit anderen netten Menschen aus aller Welt unterwegs.
Deswegen muss ich nun auch unterbrechen obwohl ich noch Seiten schreiben koennte. Aber ich treffe mich gleich mit Katja und Heike, wir wollen das Gefaengnis besichtigen und uns Karten in der Hoehenhoelle von La Paz besorgen, morgen kommt Maradonna mit seinen Gauchos und die werden wir besiegen.

Leider gibt es keine Bilder, das liegt nicht am Zeitmangel sondern daran, dass das Internet hier absolut die langsamste Verbindung darbietet.
Schade fuer euch, sobald ich aber die Moeglichkeit habe werde ich euch mit absolut gigantischen Bildern aus Bolivien wieder mal beeindrucken.

Geburtstagskinder waren: Alles Liebe nach Heidelberg, Petra sei gedrueckt, und heute hat der Schnotzi.. Drueck Dich.. Trink nachher ein Huari auf EUCH!!

Heute am 01.04. hat Oma Schrade Geburtstag, viele Liebe Gruesse nach Winterbach!!


hasta pronto

saya gallone

Mittwoch, 25. März 2009

MACHU PICCHU

Am Montagmorgen um 06.00 am wurde ich in der Posada de los Andes abgeholt. Etwas durcheinander war die Organisation, keine Tickets, wer faehrt wo mit, wo sind die Perurailtickets, alles etwas chaotisch. Schlussendlich war aber fast alles in meinem Sackerl.

Mit dem Bus ging es erst mal nach Ollanaytambo, dort sind wir dann in den Zug eingestiegen.
Im Waggon sass mir Holger aus Frankfurt gegenueber, er ist gelernter Heizungsbauer und hilft gerade fuer 2 Monate in Nasca bei einem Neubau eines Kinderheimes mit. Dort hat er allerhand zu tun, wir haben uns munter ausgetauscht. Ich hoffe ich finde die Zeit und werde bei seinem Vortrag anwesend sein koennen. In Aquas Calientes wurde ich dann am Bahnhof vom Hoteltschilo abgeholt, gemeinsam mit Oliver, dieser heitere Gesell kommt aus Oesterreich. Zusammen, nach einem guten Mittagessen (mein Magen spielt wieder mit) sind wir dann nachdem wir die Zimmer bezogen haben auf den Putucusi, den Hausberg von diesem scheusslichen Touristenort geklettern. Unterwegs haben wir noch Vitor aus Brasilien, der den Berg nach 120 m schon wieder herunterkam, ermuntert, er soll sich doch uns anschliessen. Zu dritt sind wir dann in ca 1 Stunde auf den 2500 m hohen Grashuegel gestiegen, ueber zig Holzleitern und durch Inka-Dschungel.

Anfangs hat es noch geregnet, als wir aber auf dem Gipfel waren verzogen sich die Wolken und wir hatten eine wunderbare Aussicht, zur grossen Ueberraschung haben wir von Osten her auf Machu Picchu gesehen. Absolut einmalig. Gott-sei-Dank steht dieser Geheimtipp in keinem Lonley-Planet oder sonstigem Reisefuehrer drin.
Am Dienstagmorgen um 04.45 am klingelte der Wecker. Das schmerzt, so frueh aus den Federn zu kriechen. Aber es musste sein. Flottes Fruehstueck um 05.00 am, dann die Hetze zur Bushaltestelle, wir wollen einen der ersten Busse bekommen, damit wir ein Ticket fuer Waynapicchu, den grossen Berg hinter Machu Picchu erhalten. Die sind limitiert auf 400 Personen pro Tag. Also los, noch schnell in der Schlange einen Cocatee einepfiffen und schon fahren wir die ausgelutschte Serpentinenstrasse hoch. Dann das neue Hobby, Schlangestehen. Um 06.00 am oeffnet Machu Picchu die Tore und eine grosse Menschentraube geht in Sieben-Meilen-Schritten Richtung Checkpoint Waynapicchu. Wir, Oliver und ich auch. Glueck gehabt, Ticket ergattert, erst mal durchschnaufen, soviel Hektik am Morgen ist ungesund. Bevor die befuerchtete Menschenmenge kommt werden noch schnell an leeren Plaetzen Fotos geschossen.
Um 08.00 am geht steht dann unser Guide Willy mit der weissen Fahne wild winkend vor dem ersten Checkpoint. Der Himmel oeffnet seine Schleusen. Schnell ins Gore-Kleid geschluepft, die anderen ziehen ihre augenfeindlichen Ponchos ueber, echt schlimm, muss es denn unbedingt neongelb und -gruen sein?¿? Die Fuehrung beginnt und von Machu Picchu sieht man leider nichts, nada. Es soll sich aber aendern, dass sei normal. OK, wir haben ja im Vergleich zu denen, die erst um 07.00 am hochchauffiert wurden schon einiges gesehen.
Machu Picchu (Quechua: Machu Pikchu für „alter Gipfel“) ist eine sehrgut erhaltene Ruinenstadt der Inka, die in ungefaehr 2432 m Höhe auf einer Bergspitze der Anden über dem Urubambatal in der peruanischen Region Cusco in 73 km Entfernung nordwestlich der Stadt Cusco liegt.
Die Stadt umfasste 216 steinerne Bauten, die mit einem System von Treppen verbunden waren. Etwa 3.000 Stufen sind heute noch erhalten, ebenso wie die Außenmauern der zum Teil mehrgeschossigen Wohnbauten. Sinn und Zweck dieser Stadt sind bis heute umstritten. Es existieren über sie keine Überlieferungen bzw. wissenschaftliche Aufzeichnungen, weshalb nur Vermutungen angestellt werden können. Entdeckt wurden über 50 Grabstätten mit mehr als 100 Skeletten (angeblich mehr als 80 % davon weiblich, aber neuere Untersuchungen haben eine gleichmäßige Verteilung der Geschlechter gezeigt). Aufgrund dieser Entdeckung entstand zunächst die Theorie von einer Zuchtstätte der Inkas. In neuerer Zeit wird diese Theorie nicht mehr unterstützt. Vielmehr wird angenommen, dass Machu Picchu zu Zeiten der spanischen Eroberung sich noch im Bau befand. Das kann man deutlich bei den Tempelbauten erkennen. Die Steinnasen, welche zum Transport und zum stemmen wichtig waren wurden noch nicht entfernt. Da die Bauarbeiten aber durch die Eroberung des Inkareiches durch die Spanier nicht fortgesetzt werden konnten, wurde die Anlage verlassen und ist dann bei den Indios in Vergessenheit geraten. Heute schätzt man, dass die Stadt in ihrer Hochblüte bis zu 1.000 Menschen hätte beherbergen und versorgen können. Die Stadt, deren ursprünglicher Name unbekannt ist, wurde nach einem der nahe gelegenen Berggipfel benannt, zwischen denen die Ruinenstadt liegt: Teile der Stadt, die für die Landwirtschaft genutzten Terrassen, liegen am Fuße des „alten Gipfels“, hinter dem anderen Ende der Stadt ragt der „junge Gipfel“ (Wayna Picchu) zuckerhutförmig in den Himmel. Erbaut wurde die Stadt einer Theorie zufolge um 1450 von Pachacútec Yupanqui, einem Herrscher der Inka, der von 1438 bis 1471 regierte. Er schuf die Grundlagen für die Ausdehnung des mächtigen Inkareiches und führte den Kult um den Sonnengott Inti ein. Es gab mehrere Gruende, warum die Stadt dort entstand. Wichtig waren die 4 Berge um die Stadt, als Wachposten. Oben gab es eine kleine Quelle, Wasser war vorhanden. Ebenso der Granit, aus dem die Stadt gebaut wurde. Es musste nicht wie in Ollantaytambo von anderen Bergen Gestein transportiert werden. Mit der wichtigste Faktor war die Hoehe, man war naeher bei Gott. Machu Picchu ist im Grundriss der Form eines Condors aehnlich. Eines der drei heiligen Tiere der Inkas neben dem Puma und der Schlange.

Am 24. Juli 1911 wurden die Ruinen von einer Expedition der Universität Yale unter der Leitung Hiram Binghams durch Zufall wiederentdeckt. Die Siedlung war von dichter Vegetation überwuchert. Bingham war auf der Suche nach der geheimnisvollen Inkastadt Vilcabamba, in die sich die Inkas geflüchtet haben sollen, nachdem Pizarro 1536 Cusco einnahm. Bingham glaubte, Vilcabamba in Machu Picchu gefunden zu haben. Heute ist bekannt, dass Vilcabamba 35 km weiter entfernt im Dschungel liegt.
In den Jahren 1912 und 1913 begann Bingham damit, die Stadt, welche komplett zugewachsen war freizulegen. 1915 veröffentlichte er ein Buch über seine Erforschung Machu Picchus. Berühmt wurde Machu Picchu, als die National Geographic Society ihre gesamte Ausgabe vom April 1913 dieser Stadt widmete. Es wird auch behauptet, dass Bingham die Stadt schon zwei Jahre vorher entdeckt habe und sich Zeit verschaffte, das Gold in die Vereinigten Staaten zu schaffen. Die UNESCO nahm Machu Picchu 1983 in die Liste des Weltkulturerbes auf.

Um 11.00 am sind wir dann zu dritt auf den Waynapicchu gestiegen. Das dauerte ca. 40 Minuten. Oben, es war etwas mehr frequentiert als tagszuvor auf dem Putucusi, haben wir noch bei einer Faustbrause auf gute Sicht gewartet und das Warten hat sich gelohnt. Einfach phenomenale... Beim Abstieg hab ich mir den Haxen etwas vertrappt. Weiter ging es dann zur Inka-Bridge und abschliessend sind wir dann zum Sun-Gate hochgelaufen, den Eingang, wenn man den Inkatrail 4 Tage laeuft.



MACHU PICCHU, WHERE AMAZING HAPPEND

Man muss einfach mal dort gewesen sein, ich kann es jedem nur empfehlen. Es ist einzigartig.

Liebe Freunde des verregneten Deutschlands, ich habe heute eine Mail von Frau Reicherter bekommen. Am 25. Maerzo erscheint in verschiedenen Ausgaben der Suedwestpresse ein weiterer Artikel. Warum erst jetzt?¿ Angekuendigt hab ich ihn euch ja schon vor laengerer Zeit. Ganz einfach, Frau Reicherter war krank. Also rennt Morgen mal wieder zum Ernst und sichert euch eine Ausgabe..

Auch bei mir geht es Morgen weiter. Etwas angeschlagen werde ich mit dem Bus nach Puno. Von dort aus geht es dann auf den Avenue des Champs-Élysées am Popokaka-See entlang. Die letzten ca. 300 km werden angefahren..La Paz ist das Ziel. Was auch bedeuted, dass dieser Blog demnaechst ein Ende findet, ich nicht mehr nach heissen oder erfrohrenen Etappen noch irgend eine Machina oder Cabina aufsuchen muss um im Schneckentempo Bilder fuer euch hochzuladen. Geniesst die letzten Blogeintraege und drueckt mir die Daumen, dass ich heil durch Bolivien komm..

hasta Pronto,

hiram gallone