Freitag, 24. April 2009

..ich bin wieder hier..

Am Dienstag den 21.04.09 bin ich nach ungefaehr 2976 Stunden permanent auf der Suedhalbkugel (nicht in Chamonix) wieder gut und sicher in Frankfurt angekommen. Exakt um 14.41 h landete "The Red Magic Carpet" sicher auf dem Rollfeld. Gute 24 Stunden war ich zu diesem Zeitpunkt unterwegs. Im Flieger selbst machte ich kein Auge zu, stattdessen schaute ich mir einem Film nach dem anderen an. Eine gewisse Erleichterung machte sich dann spuerbar breit, als ich mit Gepaeck und Radkarton (das gab es noch nie, quasi komplett) Richtung Ausgang, an dem Drogenrex vorbei rollte. In den naechsten Sekunden sollte ich das erste bekannte Gesicht erblicken. Und da war er auch schon, Heiko meine treue Seele kam zuverlaessig aber ohne Buechsenbier.
In der Ladenburger gab es dann ein weiteres Wiedersehen mit Fr. Dr. med. Heger, einfach schoen. Spaeter traf man sich am Philosophenweg bei Heiko zum Grillen/Lagerfeuer. Schon irre, denke ich ein paar Stunden zurueck, da sass ich noch bei Laudiceia in kurzer Hose und T-Shirt auf dem Balkon und ueberlickte Londrina, hier und jetzt sah ich ueber Neuenheim, Handschuhsheim und auf der anderen Neckarseite Bergheim. Wenigstens am Lagerfeuer war es angenehm warm. Dort sass ich mit Heiko, Dr. med. Heger, dem Hausbammler, e, Frau W. mit meinem Hund, Isa und Zombie (Danke fuer den leckeren Salat) und sehr gefreut hab ich mich noch als Johanna und Andi und spaet naechtens Petra ueberraschend hinzukam. Mit dem Bammler sass ich dann noch bis die Voegel wieder zu zwitschern begannen, erst dann haben wir uns von der Lagerfeuerathmosphaere trennen koennen. Ein schoener erster Tag.
Am Mittwoch ist die Mitte der Woche und da kommt der Sims nach Hause. Bis 10.30 h war ich krank und lag mit "Koerper" im Gaestebett der Ladenburger, vor kam es mir aber wie in Peru. Am naechsten Morgen war der Grund der Rueckenschmerzen schnell erkannt, der Lattenrost war lueckenhaft. Aber eine garantiert warme Dusche und ein Kaffee brachte mich fast in Form.

Etwas verpaetet fuhr dann der IC im Heidelberger Hauptbahnhof ab und brachte mich in knapp 2 Stunden nach Ulm. Waehrend der Fahrt schmoeckerte ich in einer Sueddeutschen. In Ulm um Ulm und um Ulm herum wurde ich dann von meiner Familie und Katarina am Bahnhof herzlich in Empfang genommen. Am Bahnhofsimbiss war dann der erste Leberkaessemmel faellig. Das Wetter war ueberraschend gut, so spazierten wir noch an der Donau entlang und gemuetlich durch die Stadt.

Fuer 7.30 pm war Essen in Neu-Ulm geplant. Mit Chris und Katarina fuhr ich dann Richtung, komisch, Industriegebiet, fahren wir zum Hirsch nach Finningen, ne oder, keine Ahnung, irgendwie war ich auch nich in der Lage zu denken. Als wir aber dann Richtung Mahatma abbogen daemmerte es mir und und UND? Steht da nicht das ein oder andere bekannte Auto. Steht da nicht Philippe vor der Tuer, auch Sieglinde und Frieder haben sich fuer mich sehr ueberraschend eingefunden. Aber was erwartet mich drinnen? 5,4,3,2,1 los, rein, ueberraschen lassen. Ich war schlicht und einfach ueberwaeltigt. Das was sich jetzt ereignete, liebe Amigos, damit hab ich nicht gerechnet, das hat mich aus den Socken gehaun. Beim ersten Blick in die grosse Runde bekam ich ein Ganzkoerpergaensekleid. Erst mal alle ganz ganz fest druecken, das ein oder andere Traenchen kullern lassen und dann nochmal alle durchdruecken. Vielen Dank fuer diesen fantastischen Empfang.

Die erste Ley-Leberkaessemmel

Nachdem ich mich ordentlich gestaerkt und ein paar Freiheitsschorle getrunken hab hielt ich eine kleine spontane und vor allem sehr emotionale Rede. Auch wenn ich nicht der Mann der groessen Worte sondern eher der Taten bin. Ein kurzes Resume der doch sehr turbulenten, ereignisreichen, von Erfahrungen gepraegten vergangenen 4 Monate, die sich tief in meine Radlerseele eingepraegt haben. Es war ein sehr schoener Abend an den ich mich genauso gut und lange erinnern werde wie an die Hoehepunkte aber auch Tiefpunkte meine Radtour. Vielen lieben Dank an alle die da waren, dich mich willkommen geheissen haben und mich waehrend meiner Reise auf meinem Blog verfolgt haben, fleissig Kommentare geschrieben haben (gell Dani EF). Ein Abend der irgendwie von Ueberraschungen nicht satt wurde. Es ist schoen wieder hier zu sein, bei euch, im Kreise besonderer Menschen,

Danke Freunde

Tanja, Christina, Marina, Alex, Melli, Dani, Nadine, Sieglinde, Ute, Jan, Mumpitz, Pate, Johannes, Bugge, Elle, Itzi, Andi, Markus, Anderle, Benni, Marc, Philippe, Frieder..

Danke Familie


Danke Katarina

Freitag, 17. April 2009

Soame y Escola Oficina Pestalozzi

Meine letzte Woche in Brasilien war heiss und sehr abwechslungsreich. Segunda-Feira und Terza-Feira verbrachte ich in Rolândiá. Dort wurde ich herzlich von Maria Luisa und Anja empfangen. Ein Fahrer des Buergermeisters hat mich abgeholt, uiuiui.. Maria Luisa hat ein aehnliches Projekt wie Elber in Londrina 2001 in Rolândiá ins Leben gerufen. Kinder aus den aermlichen Favelasiedlungen koennen dort neben dem Pflichtschulbesuch SOAME besuchen. Dort gibt es verschiedene Angebote, ab 2 Jahren sind die Crinaças schon bei SOAME. Es gibt insgesamt 4 Haeuser, durchnummeriert, SOAME 1 bis 4. Das groesste ist SOAME 1, dort ist wie ueberall Ganztagesbetrieb. Im Einser sind die groesseren Kinder ab ca. 8 Jahre. Im Stundenplan sind verschiedene Aktivitaeten festgehalten. Neben Capoeira wird Samba getanzt, es auch gibt Floetenunterricht, Nachhilfe in verschiedenen Faechern und Handarbeiten verschiedenster Art und Weise. Gemeinsam mit Anja hab ich den Tag in SOAME 2, nach einen reichhaltigen Fruehstueck bei Maria Luisa begonnen. Zuerst wurde fuer mich ein Liedchen gesungen, dann zeigten die kleinen Zwetschgen ihr bestes Capoeira. Anschliessend wurde getrennt, die ganz Kleinen malten mit Fingerfarbe Boote, auf denen Indianer ueber das Meer schiffen, viel Farbe bekamen auch die Kleider und Haare ab. Spaeter nach dem Mittagessen legten wir die Kakkbrazzn schlafen was gar nicht so einfach war und sind dann mit dem Bici ins SOAME 1 gefahren. Dort hatten die Aeltern gerade zu Mittag gespeist und dann gab es eine sehr professionelle Capoeiravorfuehrung, selbst ich bin in den Kreis und gab mein bestes, mit den Stoecken tat ich mich noch etwas schwer aber es hat riesigen Spass gemacht. Anschliessend wurde Samba getanzt. Mit einer Trommel ausgestattet hab ich fleissig im Rhythmus mitgeschlegelt, sogar sehr talentiert. Fuer Rio reicht es zwar nicht, aber mit ein bisschen Uebung, wer weiss.. Mit Rossana der Direktorin und Psychologin unterhielt ich mich noch ueber das Projekt, dann kam das Taxi und es ging zurueck nach Londrina. Dir liebe Anja noch mal lieben Dank fuer Zeit und Gesellschaft, viel Spass, Ausdauer und Freude in Rolâdiá, alles Gute und Liebe..

Am Quinta-Feira ging es dann wieder in die Escola Oficina Pestalozzi. Mit dem Bici durch die etwas unsichere Gegend. Cleber, der Hausmeister oeffnete das Tor und Juhu, endlich wieder hier. Es war normaler Betrieb, heute stand auf dem Stundenplan: Informatikunterricht, Basteln, Sport in Form von Fussball Tanz und Capoeira.
Ueberall steckte ich neugierig meine Nase hinein, interessierte Fragen der Kinder blieben nicht aus und zumeist konnte man sich auch zufriedenstellend unterhalten. Als ich dann die Ritschratsch zum fotografieren zueckte wurde es unruhig, ein jedes Kind wollte sich positionieren und mit Kunstwerk abgelichtet werden. Das brachte etwas Chaos in den Unterricht..Upps..
Zwischenzeitlich hab ich in der Kueche ausgeholfen um fuer die hungrigen und durstigen Maeuler den Pausentee in die Blechtassen zu giessen und Buttersemmeln zu schmieren. Puenktlich zum Gong traten die Kinder in die Kantine ein und ein jedes bekam einen Semmel und eine Tasse Tee.
Gestaerkt vom kleinen Pausensnack trat ich dann noch zum Abschiedsspiel an. Nun ja, meine Zweikampfbilanz: in der Luft hab ich nahezu jeden fuer mich entscheiden koennen... dort wo aber Fussball passiert, hier auf Beton, da sah ich ganz schoen alt aus.. Die kleinen Kakas und Adrianos zauberten und spielten einen grandiosen Fussball, da konnte ich als alter Kohler kaum was ausrichten. Wichtig war aber, dass Tore gefallen sind und dass jeder Menge, auf beiden Seiten, schliesslich ging es ungefaehr 17 - 17 aus, da spielte es dann auch keine grosse Rolle mehr, dass ich einen Siebenmeter verschoss..
Schlussendlich wurden mir noch von Helena und Christina Geschenke und Briefe fuer die Pateneltern aus Deutschland ueberreicht. Ein letztes Laecheln, ein letztes mal winkewinke, tschuess, tschau, servus, ate mais. Wer weiss, wann wir uns wiedersehen, vielleicht seid ihr dann schon ein paar Jahre aelter, ich hoffe, dass alle die Schule beenden und nicht von den Eltern zum Muell sammeln auf die Strasse geschickt werden. Ein Stueck weit kann die Schule den den Weg der Kinder beeinflussen und verfolgen, nachfragen wenn die Kinder nicht mehr kommen und vielleicht auch Antwort erhalten. Aber irgendwann werden die die Kinder erwachsen und gehen ihren eigenen Weg und ich hoffe nur, dass sie nicht in irgendeine Drogengang gelangen oder als "Kind" noch schwanger werden oder sonst irgendwas passiert....
Hier und jetzt moechte ich mich sehr herzlich bei Laudiceia, der 4 Sterne-Koechin bedanken. (Selbst wird Sie es nicht lesen, aber ich mach mir jetzt schon vor Lachen in die Hosen, wenn ich dran denk, wie ich es ihr nachher erklaer).In der Zeit vor meiner Benefizradtour hab ich gemeinsam mit Katarina bei ihr gewohnt. Als ich wieder in Londrina angekommen bin wurde ich wie ein "Sohn" empfangen. Gemeinsam haben wir viel gelacht, Einkaeufe erledigt, leckere Mahlzeiten verdrueckt und immer wieder gelacht und versucht uns zu unterhalten. Abends nach reichhaltigem Essen, es stehen mindestens 4 Toepfe auf dem Tisch, liegen wir mit dicken Baeuchen auf dem Sofa und schauen Novella oder Fussball.. Ich weiss jetzt schon, dass ich am Montag wieder Rotz und Wasser heulen werd, wenn ich mich das zweite mal fuer wahrscheinlich laenger von ihr verabschieden werde.


Hier ist der entgueltige Kilometerstand

(Start war bei 7291 km)


ate mais

ali kamel

Samstag, 11. April 2009

Londrina, Parana, Brasil

In Santa Cruz habe ich 2 heisse Moskito-Tage verbracht. Die Stadt laesst Interessantes und Sehenswuerdigkeiten vermissen. Umso erfreuter war ich, als ich am Samstagmittag von Lena, einer freiwilligen Mitarbeiterin aus Deutschland empfangen wurde und sie mich ueber ihre Arbeit informiert hat. Zuerst war ich aber noch begeisterter Besucher des ersten 1. Theaterfestivals in einer grossen Don-Bosco-Einrichtung fuer Strassenkinder. Nachdem die Chefmechaniker (links) mein Rad inspiziert haben und das Ruecklicht noch richtig verbogen wurde sind wir auf suedamerikanische Art ins Zentrum gerollt. Dort zeigte mir Lena das Haus Techo Pinardi. Das erinnerte mich architektonisch grob an das Basket II in Leimen. Allerdings ist das Konzept anders. Hier koennen die Strassenkinder abends ab 18.00 h rein, die Eingangstuere ist verschlossen, aber wer brav klopft und die Nase nicht noch in der Klebertuete stecken hat darf eintreten. Die Strassenkinder haben hier die Moeglichkeit sich zu waschen, Kleider zu saeubern und bekommen eine warme Mahlzeit. Lange haben wir uns ausgetauscht und waehrend dessen hab ich den typischen Umgangston und das alltaegliche Verhalten mitbekommen. Im Vergleich zu meiner letzten Arbeit in Sinsheim geht es hier richtig ruppig zur Sache. Ein Unterschied wie Tag und Nacht. Die Burschen schonen sich in keinster Weise, Meinungsunterschiede werden ausgeschwitzt.. Ehrlichgesagt moechte ich keinem dieser kleinen Gangster nachts auf der Strasse begegnen.

Am Sonntag ging es dann weiter, nicht mit dem Rad sondern per Bus nach Quijarro, ein kleiner Ort an der bolivinanisch-brasilianischen Grenze. Mittags um 12.00 h musste ich mein treues Rad abgeben. Dann noch die Zeit bis 17.00 h totschlagen. Shopping, ich hab mir eine neue Sonnenbrille fuer 20 Bs gekauft, mittlerweile ist sie schon wieder kaputt. In Bahnhofsnaehe hab ich ein Internetcafé gefunden wo ich dann geskypt hab und die Bilder aktualisierte.
Dann ging es los, nach dem 4.ten Versuch ist der Bus endlich angesprungen. Mein Cratoni wurde aufs Dach gebunden und ich fand auf einem kaugummiverschmierten unbequemen Sessel mit etwas Beinfreihheit Platz. Die Fahrt war die absolute Horrorshow.. 15 Stunden waren wir unterwegs. Die erste Stunde noch auf Asphalt. Dann kam Trocha, Erdstrasse und der Regen der einsetzte verwandelte die Ruettelpiste in eine schlammige fast nicht passierbare Seifenbahn. Da an Schlaf ueberhaupt nicht zu denken war lies ich mich vom offenen Fenster mit Blick auf Gewitter unterhalten. Oft nahmen wir Pisten durch den Dschungel, da die Route von steckengebliebenen LKW´s oder schraeghaengenden Bussen blockiert wurde. Ich hatte das Gefuehl, hier drehen sie Jurassic Park 4 und in jedem Moment beisst ein riesen Dinosaurier uns das Dach ab, verschluckt sich am Cratoni und laesst uns mit Wuergereiz passieren. Meinem adipoesen Sitznachbar schien dies gar nicht zu stoeren und so schnarchte er vor sich hin und schwitze mich voll. Aber man ist mittlerweile schon so einiges gewohnt. Irgendwann um 5 am bin ich dann doch noch vor Erschoepfung eingenickt. Um 8 am sind wir dann wie erwartet in einem absolut stinkenden Dreckskaff angekommen. Allein der Gestank am Terminal verbog mir das Riechorgan. Muell, Urin, Kadaver und mittendrin fruehstuecken die Dorfbewohner und grinsten und prosteten uns mit lueckenhaften Gebiss und Faustbrause zu als wir schwungvoll ums Eck bogen.
Ehrlichgesagt hab ich die Schnauze von Bolivien so was von gestrichen voll. Noch schnell den letzten Lappen ausgegeben und dann nichts wie ueber die Grenze. Die Dorfpatrouille zum Morgen noch herzlich schnell gegruesst, mit dem Zoellner noch einen Schwatz bis zum Oeffnen des Migrationsbueros gehalten und um ihn bei Laune zu halten bot ich ihm eine Cigarro an und schon waren wir beste Freunde.. Hoffentlich verliere ich nicht zuviel Zeit an der Grenze. Das Thermometer steigt schon wieder unertraeglich hoch. So richtig wussten die Burschen nicht was sie mit meinem Passport anfangen sollten. Vom 5-Minuten in der Hand halten und in die Ecke starren fliegt der Stempel nicht von allein auf Seite 4. Seelenruhig legt er den Pass in eine Schublade und verabschiedet sich erst mal auf einen Kaffee. Dann kommt er wieder, stempelt und freundlich nehm ich meinen Pass entgegen. Dann ist es endlich soweit. Welcome back Brasil.

In Corumba musste ich die Policia Federal suchen. Bloederweise stemplt man in Brasilien nicht an der Grenze sondern diesmal am Busbahnhof, sehr witzig und nicht nachvollziehbar. Nun musste ich mich wieder auf portugiesich einstellen, verstanden hab ich erst mal ueberhaupt nix.
Ich war einfach nur kaputt und muede, alles klebte und igitt... Froh, sogar sehr froh war ich, als mir ein Mann mit Englischkenntissen zu einem Busticket nach Londrina verhalf. JUHU. Ich hatte noch eine knappe Stunde Zeit, erst mal fruehstuecken.. Kaffee con leiche, frischgepressten Orangensaft und ein Coxinha. Puenktlich fuhr der klimatisierte Bus ab und ich nahm den wohlverdienten Schlaf in Angriff. Abends erreichten wir Campo Grande. Nocheinmal ausladen, kurz mit Elber telefoniert, warten, warten, warten, langweilen, langweilen, langweilen, einladen und schlussendlich ging es um 23.20 h weiter nach Londrina. Dort bin ich dann einigermassen ausgeschlafen um 8 am morgens angekommen. Das letzte Mal zog ich das Cratoni mit samt Taschen aus dem Bauch des Blechtransporters und steuerte Richtung Casa von Laudiceia die mich schon erwartete.
Ich bin zurueck in Londrina, Parana, Brasil,.. gesund mit Hab und Gut, wie ich es mir gewuenscht hab. So ganz glauben kann ich es noch nicht. Eine der ersten Fragen, welche Laudiceia gestellt hat, ob ich nicht ueberfallen wurde? Unsere Kommunikation ist sehr lustig, es gleicht eher einer pantomimischen Bestleistung und wenn wir zu Ende getanzt haben lachen wir uns halb tot. Ich hab noch nie eine so lustige Frau wie sie kennengelernt, stundenlang koennte ich mit ihr Zeit verbringen und trotz Sprachhuerde kommunizieren wir andauernd. Sie ist so herzlich.
Sehr gefreut hab ich mich als Elber kam und wir gemeinsam auf die Expo (Messe fuer Agrar, Rinderzucht, Maschinen usw.) gegangen sind. Nachmittags haben wir dann bei ihm das zweite Desaster der Pppayern nach 1999 in Barcelona angeschaut..
Naechste Woche werde ich noch nach Rolandia. Dort gibt es ein weiteres Projekt, welches von den Tigre Vermelho aus Deutschland unterstuetzt wird. Ebenfalls werde ich noch die Escola oficina Pestalozzi besuchen und Postbote und Fotograf spielen. Ich werde die letzten Tage in Londrina geniessen, bei hervorragender Kueche von Laudiceia und unertraeglich heissen Temperaturen. Und he Hausbammler, noch 10 Mal schlafen..
Ich moechte mich bedanken fuer all die Spenden die eingegangen sind.
DANKE
Als ich die Tage mit dem Rad durchs Favela bin hab ich wieder gesehen, wie notwendig Hilfe hier ist. Vielen Dank an alle die sich bisher angesprochen gefuehlt haben. Ich garantiere, dass jeder einzelne Cent, der gespendet wurde hier ankommt und kein Cent fuer Verwaltungskosten verwendet wird.
Weitere Spenden sind herzlich willkommen.
Im naechsten Update werde ich ein Foto meines Gesamtkilometerstands veroeffentlichen. Dann duerfen die froehlichen Spender, welche pro gefahrenen Kilometer einen Betrag zugesagt haben ueberweisen.

Freitag, 3. April 2009

viva bolivia caracho

In La Paz hab ich soviel erlebt, .. ich muesste schon nachsitzen, um alles euch mitzuteilen..Aber ich plane ja auch verschiedene Praesentationen, also halte ich auch noch etwas Spannung.
Leider hab ich nicht die Zeit und vorweg, das Internet in Santa Cruz, der Drogenhauptstadt Boliviens ist euch nicht gerade das schnellste, USB-Anschluss=Fehlanzeige..

Von La Paz aus existiert die most dangerous road, die camina de la muerte vom Pass La Cumbre (4630 masl) stuerzt man quasi ab und findest sich in den Yungas wieder. Ich hab es mir natuerlich nicht nehmen lassen, diese sensationelle, einzigartige Strasse zu fahren. Hin und her hab ich ueberlegt und schliesslich entschieden, das nicht ganz alleine zu radeln. Also bin ich zu einer Agency und wir haben einen guten Deal gemacht. Da ich mein eigenes Rad hab wollte ich es auch runterreiten, fuer less versteht sich. Das einzige was ich brauchte war ein Transport zum Pass und zurueck. Fuer einen Spottpreis war ich dabei, genial.
Am Montag ging es dann los. Start am Pass war um 10 am, dann ging es die ersten knapp 20 km auf einer asphaltierten Piste down. Dann folge der spannende Teil. Durch alle Klimazonen der Welt ging es auf einer ausgelutschten nah am Abhang haengenden Schotterpiste runter. AM Wegrand stand so manches Kreuz, hoppla. Teilweise von Erdrutsch und ueberquerenden Fluessen sowie von herabstuerzenden Wasserfaellen wurden wir gefordert. Bei Tragepassagen bin ich bis zu den Knien im Schlamm eingesunken.Der Anbieter Vertigo hat die Teilnehmer mit Fullies ausgestattet, spaetestens nach der halben Strecke waere ich auch um eine Federgabel (vorne) froh gewesen. Mich hat es sowas von durchgeschuettelt. Nachmittags um 3 pm sind wir dann unten angekommen, ich war gottfroh, wieder mal alles gut gegangen, kein Sturz, keine Platte, alles gut und ganz..

Am Dienstagabend bin ich dann mit Ireen und den Guides von Vertigo ins Nachtleben abgestuerzt. In eine erstmal sehr seltsame, typisch, bolivianische Discoteca sind wir gefuehrt worden. Zu traumhaften Preisen wurden wir mit Erfrischungsgetraenken versorgt. Als einzige Gringos fielen wir auf, wurden von den Einheimischen zum Bier eingeladen, Tanz aufgefordert und fotografiert. Verdammt lustig.Am Mittwoch war es dann soweit. Mich hat es vor Spannung fast verrissen. Laenderspiel, Bolivien empfaengt im Estadio Hernando Siles den grossen Favoriten Argentinien. Zu viert sind wir rechtzeitig zum Stadion gepilgert. Das Polizeiaufgebot war enorm. Vormittags hab ich noch mit einem bolivianischen Trikotkauf Partei ergriffen. Verfolgt von amuesierten Blicken suchten wir unsere Plaetze in der Li Li Li Gegengerade auf. Das erste was ich auf dem Platz gesucht und gefunden habe war El Diego, kleines dickes Maradonna. Mit verschraenkten Armen beobachtete er Messi, Tevez und Co beim aufwaermen. Das Stadion war fast ausverkauft, die Stimmung sensationell. Die Gauchobox auf der Gegengerade reiste mit starkgeschwellte Brust hochmuetig an. So klang es vor dem Anpfiff.
Puenktlich um 15:30 wurde die Partie angepfiffen. Sehr ueberrascht war ich von Beginn an von den Bolivianern. Kombinationsfussball, Kurspassspiel ala Finke, Spitze, Hacke, 1,2,3, alles wurde geboten. Sie machten Druck von der ersten Minute, verloren fast keinen Zweikampf, kaempften wie Loewen und liefen wie Gazellen. 1:0, wow, dann der Ausgleich, Torwartfehler, Elfmeter 2:1, vor der Halbzeit sogar noch das 3:1. Dann folgte die 2. Spielzeit, bei Backofenhitze spulten die Cocachicos das selbe kraftraubende Programm ab, erzielten weitere 3 Tore und Demichelis und der Rest der Gauchodefensive sahen alt aus. Ganz Bolivien lachte ueber die grosse Fussballnation und den Fidelamigo.. War das ein Fussballfest, ein einmaliges Erlebnis. Wir feierten anschliessend noch in der Lokibar und im Adventure Brew Hostel..Am Donnertagabend fuhr ich dann mit dem Bus nach Santa Cruz de la Sierra. Start war um 6 pm. Natuerlich blieb die Ueberraschung nicht aus. Ich war etwas spaet dran, schob meinen Schwertransporter Richtung Terminal von Trans. Cobacabana, der Busfirma. Am liebsten wuerde ich das Rad selbst einladen. Ein Abzocker hat Lunte gerochen und dann ging die heisse Diskussion am Terminal los. 200 Bolivianos wollte er mir abnehmen. Jetzt ging es drum, den Preis runterzuhandeln, ich hab das blaue vom Himmel runtergelogen, erklaert, dass in keinem andern Land der Preis so hoch war und so weiter und so fort.. Nach 10 Minuten wurde ich schliesslich nur noch um 150 Bs verarscht,. Schlussendlich hatte ich keine Chance. Etwas angenervt verlade ich mein Rad, schliesse die Taschen mit Rad ab und nehme meinen Cama-platz ein. Die Fahrt ueber dauert sehr lange, der verranzte Bus ist gluecklicherweise ganz komfortabel.
Heute um 11 am bin ich in Santa Cruz angekommen, hab ein Platz in einem ganz ordentlichen Hotel gefunden und werde nun einen Plan fuer die verbleibende Zeit in Bolivien und Brasilien schmieden. Lange werde ich mich nicht mehr hier auf der Suedhalbkugel vergnuegen.
Ich freue mich jetzt schon sehr auf ein Wiedersehen mit Katarina, Familie, Freunde in Heidelberg, Ulm und ueberall. Sehr auch auf die kommende Saison im Hochseilgarten in Neckargemuend, Thomas und alle Gaertner/innen seit lieb gegruesst....

hasta pronto

m.j. gallone