Samstag, 11. April 2009

Londrina, Parana, Brasil

In Santa Cruz habe ich 2 heisse Moskito-Tage verbracht. Die Stadt laesst Interessantes und Sehenswuerdigkeiten vermissen. Umso erfreuter war ich, als ich am Samstagmittag von Lena, einer freiwilligen Mitarbeiterin aus Deutschland empfangen wurde und sie mich ueber ihre Arbeit informiert hat. Zuerst war ich aber noch begeisterter Besucher des ersten 1. Theaterfestivals in einer grossen Don-Bosco-Einrichtung fuer Strassenkinder. Nachdem die Chefmechaniker (links) mein Rad inspiziert haben und das Ruecklicht noch richtig verbogen wurde sind wir auf suedamerikanische Art ins Zentrum gerollt. Dort zeigte mir Lena das Haus Techo Pinardi. Das erinnerte mich architektonisch grob an das Basket II in Leimen. Allerdings ist das Konzept anders. Hier koennen die Strassenkinder abends ab 18.00 h rein, die Eingangstuere ist verschlossen, aber wer brav klopft und die Nase nicht noch in der Klebertuete stecken hat darf eintreten. Die Strassenkinder haben hier die Moeglichkeit sich zu waschen, Kleider zu saeubern und bekommen eine warme Mahlzeit. Lange haben wir uns ausgetauscht und waehrend dessen hab ich den typischen Umgangston und das alltaegliche Verhalten mitbekommen. Im Vergleich zu meiner letzten Arbeit in Sinsheim geht es hier richtig ruppig zur Sache. Ein Unterschied wie Tag und Nacht. Die Burschen schonen sich in keinster Weise, Meinungsunterschiede werden ausgeschwitzt.. Ehrlichgesagt moechte ich keinem dieser kleinen Gangster nachts auf der Strasse begegnen.

Am Sonntag ging es dann weiter, nicht mit dem Rad sondern per Bus nach Quijarro, ein kleiner Ort an der bolivinanisch-brasilianischen Grenze. Mittags um 12.00 h musste ich mein treues Rad abgeben. Dann noch die Zeit bis 17.00 h totschlagen. Shopping, ich hab mir eine neue Sonnenbrille fuer 20 Bs gekauft, mittlerweile ist sie schon wieder kaputt. In Bahnhofsnaehe hab ich ein Internetcafé gefunden wo ich dann geskypt hab und die Bilder aktualisierte.
Dann ging es los, nach dem 4.ten Versuch ist der Bus endlich angesprungen. Mein Cratoni wurde aufs Dach gebunden und ich fand auf einem kaugummiverschmierten unbequemen Sessel mit etwas Beinfreihheit Platz. Die Fahrt war die absolute Horrorshow.. 15 Stunden waren wir unterwegs. Die erste Stunde noch auf Asphalt. Dann kam Trocha, Erdstrasse und der Regen der einsetzte verwandelte die Ruettelpiste in eine schlammige fast nicht passierbare Seifenbahn. Da an Schlaf ueberhaupt nicht zu denken war lies ich mich vom offenen Fenster mit Blick auf Gewitter unterhalten. Oft nahmen wir Pisten durch den Dschungel, da die Route von steckengebliebenen LKW´s oder schraeghaengenden Bussen blockiert wurde. Ich hatte das Gefuehl, hier drehen sie Jurassic Park 4 und in jedem Moment beisst ein riesen Dinosaurier uns das Dach ab, verschluckt sich am Cratoni und laesst uns mit Wuergereiz passieren. Meinem adipoesen Sitznachbar schien dies gar nicht zu stoeren und so schnarchte er vor sich hin und schwitze mich voll. Aber man ist mittlerweile schon so einiges gewohnt. Irgendwann um 5 am bin ich dann doch noch vor Erschoepfung eingenickt. Um 8 am sind wir dann wie erwartet in einem absolut stinkenden Dreckskaff angekommen. Allein der Gestank am Terminal verbog mir das Riechorgan. Muell, Urin, Kadaver und mittendrin fruehstuecken die Dorfbewohner und grinsten und prosteten uns mit lueckenhaften Gebiss und Faustbrause zu als wir schwungvoll ums Eck bogen.
Ehrlichgesagt hab ich die Schnauze von Bolivien so was von gestrichen voll. Noch schnell den letzten Lappen ausgegeben und dann nichts wie ueber die Grenze. Die Dorfpatrouille zum Morgen noch herzlich schnell gegruesst, mit dem Zoellner noch einen Schwatz bis zum Oeffnen des Migrationsbueros gehalten und um ihn bei Laune zu halten bot ich ihm eine Cigarro an und schon waren wir beste Freunde.. Hoffentlich verliere ich nicht zuviel Zeit an der Grenze. Das Thermometer steigt schon wieder unertraeglich hoch. So richtig wussten die Burschen nicht was sie mit meinem Passport anfangen sollten. Vom 5-Minuten in der Hand halten und in die Ecke starren fliegt der Stempel nicht von allein auf Seite 4. Seelenruhig legt er den Pass in eine Schublade und verabschiedet sich erst mal auf einen Kaffee. Dann kommt er wieder, stempelt und freundlich nehm ich meinen Pass entgegen. Dann ist es endlich soweit. Welcome back Brasil.

In Corumba musste ich die Policia Federal suchen. Bloederweise stemplt man in Brasilien nicht an der Grenze sondern diesmal am Busbahnhof, sehr witzig und nicht nachvollziehbar. Nun musste ich mich wieder auf portugiesich einstellen, verstanden hab ich erst mal ueberhaupt nix.
Ich war einfach nur kaputt und muede, alles klebte und igitt... Froh, sogar sehr froh war ich, als mir ein Mann mit Englischkenntissen zu einem Busticket nach Londrina verhalf. JUHU. Ich hatte noch eine knappe Stunde Zeit, erst mal fruehstuecken.. Kaffee con leiche, frischgepressten Orangensaft und ein Coxinha. Puenktlich fuhr der klimatisierte Bus ab und ich nahm den wohlverdienten Schlaf in Angriff. Abends erreichten wir Campo Grande. Nocheinmal ausladen, kurz mit Elber telefoniert, warten, warten, warten, langweilen, langweilen, langweilen, einladen und schlussendlich ging es um 23.20 h weiter nach Londrina. Dort bin ich dann einigermassen ausgeschlafen um 8 am morgens angekommen. Das letzte Mal zog ich das Cratoni mit samt Taschen aus dem Bauch des Blechtransporters und steuerte Richtung Casa von Laudiceia die mich schon erwartete.
Ich bin zurueck in Londrina, Parana, Brasil,.. gesund mit Hab und Gut, wie ich es mir gewuenscht hab. So ganz glauben kann ich es noch nicht. Eine der ersten Fragen, welche Laudiceia gestellt hat, ob ich nicht ueberfallen wurde? Unsere Kommunikation ist sehr lustig, es gleicht eher einer pantomimischen Bestleistung und wenn wir zu Ende getanzt haben lachen wir uns halb tot. Ich hab noch nie eine so lustige Frau wie sie kennengelernt, stundenlang koennte ich mit ihr Zeit verbringen und trotz Sprachhuerde kommunizieren wir andauernd. Sie ist so herzlich.
Sehr gefreut hab ich mich als Elber kam und wir gemeinsam auf die Expo (Messe fuer Agrar, Rinderzucht, Maschinen usw.) gegangen sind. Nachmittags haben wir dann bei ihm das zweite Desaster der Pppayern nach 1999 in Barcelona angeschaut..
Naechste Woche werde ich noch nach Rolandia. Dort gibt es ein weiteres Projekt, welches von den Tigre Vermelho aus Deutschland unterstuetzt wird. Ebenfalls werde ich noch die Escola oficina Pestalozzi besuchen und Postbote und Fotograf spielen. Ich werde die letzten Tage in Londrina geniessen, bei hervorragender Kueche von Laudiceia und unertraeglich heissen Temperaturen. Und he Hausbammler, noch 10 Mal schlafen..
Ich moechte mich bedanken fuer all die Spenden die eingegangen sind.
DANKE
Als ich die Tage mit dem Rad durchs Favela bin hab ich wieder gesehen, wie notwendig Hilfe hier ist. Vielen Dank an alle die sich bisher angesprochen gefuehlt haben. Ich garantiere, dass jeder einzelne Cent, der gespendet wurde hier ankommt und kein Cent fuer Verwaltungskosten verwendet wird.
Weitere Spenden sind herzlich willkommen.
Im naechsten Update werde ich ein Foto meines Gesamtkilometerstands veroeffentlichen. Dann duerfen die froehlichen Spender, welche pro gefahrenen Kilometer einen Betrag zugesagt haben ueberweisen.

7 Kommentare:

  1. Frohe Ostern g!

    Sensationell, alles heil und nicht überfallen misshandelt oder sonst irgendwie in Mitleidenschaft gezogen!

    Jetzt kannst erst mal ausruhen, zumindest ein wenig, hast es auch verdient!

    CU soon!

    Hochachtungsvoll e

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  2. Hallo P.T. Gallone zurück in Londrina,

    GRATULATION!!!! Du hast es geschafft. Bin sehr stolz auf Dich. Hut ab. WOW.
    Freue mich für Dich, dass Du das alles geschafft hast, wie Du es wolltest.

    Gott sei Dank ist Dir nichts passiert. Geniese noch die Zeit in Londrina und Umgebung.

    Ganz liebe Grüße
    Dani

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  3. Hallo Simon,
    zum Glück hast du alles gut überstanden. Habe zu Ostern eine 2 te Schildkröte bekommen sie heißt Bob und ist schon ziemlich groß. Hat der Osterhase dir auch etwas vorbeigebracht oder war ihm der Weg zu weit?
    Wann kommst du eigentlich zurück? Vielleicht hebe ich dir einen Osterhasen auf.

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  4. óleóleóle,
    ich gratuliere, hammer leistung...!!!

    wirklich toll, dass du wieder gut in deiner brasilianischen homebase angekommen bist und dass der liebe gott den kompletten trip seine schützende hand über dich gehalten hat. ich wünsch dir noch tolle letzte tage in londrina und vielleicht laufen wir uns ja demnächst malwieder in hd über den weg.

    vielen dank für die berichte über dein abenteuer, ich habe sie sehr genossen.

    peacen, andi (hsg)

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  5. salut pt,

    südamerika war ja wohl nur eine tarnung! wir (petra u uli) haben heute genau gesehen, wie du als teilnehmer nr. 163 bei der aufnahmeprüfung der bergführer in chamonix mit auf die grands montets gejoggt, geskitourt, geklettert und ins ziel gerutscht bist!!
    drücken dir die daumen, dass du genommen wirst, und kommen dich auch mal auf ne tour am mont blanc besuchen! hihi, vorerfahrung hattest du ja angeblich schon...

    dann müssen wir ja auch gar keine postkarte mehr schreiben!

    viele liebe grüße aus dem sonnigen argentiere nach chamonix,

    deine zukünftigen tourentouris uli und petra

    ... aber trinkgeld gibts keins!!!

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  6. servus again,

    tja, heut war wohl nix mit sonnenschein pt, wie du ja wohl sicher mitbekommen hast. oder habt ihr bergführer deinen sieg gestern so sehr gefeiert, dass du unpässlich im bett liegen musstest?!?

    auf alle fälle war heut mindestens 50 cm champagnepowder auf de grands montets... falls es irgendjemand interessiert!!! wir die zukünftigen tourentouris hatten nen riesen spaß und konnten es nicht glauben, wir laden zum diavortrag ein ... termin wird noch mitgegeteilt, falls wir hier nicht einschneien ... dann eventuell ziemlich bald ;-)

    ski heil oder ski heli ... wie auch immer,

    diiiiiiiiiiiie skihaselrsssssssssssss

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